Standort Gräfenroda / Station Lütsche-Flößgraben

Tipp 1 - Angelrodaer Eisenbahnviadukt

Mit der Lok hoch über Angelroda

An den Schienenwegen quer durch Thüringen gibt es Bauwerke, die es in sich haben. Nicht nur der technische Nutzen, die Leistung des Architekten oder etwa die Bauweise sind gemeint - sie stehen darüber hinaus schön in der Natur.

Alle diese Vorzüge vereint das Viadukt in Angelroda, das 1879 erbaut wurde. Die große Brücke gehört zur eingleisigen Bahnlinie zwischen Arnstadt und Ilmenau und ist rund 100 Meter lang. In einer luftigen Höhe von knapp 27 Metern rollen die Züge über das Tal der Zahmen Gera.

Der Bau aus Stahl, Stein und Beton besteht aus drei Feldern mit etwa 30 Meter Spannweite. In seinem Buch „125 Jahre Eisenbahn in Ilmenau“ widmet sich der Eisenbahn-Historiker Stefan Wespa dem Viadukt Angelroda in all seinen technischen Einzelheiten. Und diese sind nicht nur interessant, sondern in ihrer Art wohl auch einmalig, weshalb das Bauwerk zu Recht zu den Industriedenkmälern Thüringens zählt.

Neben den vielen bautechnischen Details lohnt sich die genauere Betrachtung des Viaduktes auch aufgrund seiner Historie: So entstand der technisch imposante Bau in einer Zeit, da Deutschland gerade dabei war, seine Kleinstaaterei aufzugeben. Als die Strecke geplant wurde, durchlief sie noch die vier Länder Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Sachsen-Coburg und Gotha sowie Sachsen-Weimar. Ein eigens angelegter Staatsvertrag musste 1876 zwischen den vier Ländern geschlossen werden, der die Spielregeln für den Betrieb der Bahn festlegte.

Doch es kam noch besser: Als fünfter Vertragspartner kam Preußen hinzu, das seit 1806 Hoheitsrechte beispielsweise über Erfurt hatte. Immerhin betrieb Preußen einen Großteil der in Thüringen fahrenden Bahnen.

Aber zurück zum Bau selbst: Das Angelrodaer Viadukt ist eine auf zwei Pfeilern liegende Stahlfachwerkbrücke. Ihre Dämme erhielten eine terrassenförmige Verkleidung, die Seltenheitswert hat. Um die Belastbarkeit des Viadukts zu erhöhen, mussten die Stahlpfeiler der Eisenbahnbrücke schon 1904 einbetoniert werden.

Gut 100 Jahre später stand dann erneut eine Sanierung der längst unter Denkmalschutz stehenden Brücke an. Während der aufwendigen Reparaturarbeiten wurden nach Aussage der Bahn AG am Stahlfachwerküberbau unter anderem 600 Schadstellen beseitigt und 20 000 neue Schraubverbindungen angebracht. Nach einjähriger Bauzeit rollt der Verkehr seit Juli 2013 wieder über das Angelrodaer Viadukt, das übrigens auch in der Liste der „erhaltungswürdigen Bauwerke“ Thüringens zu finden ist.

 

Eisenbahnviadukt
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