Standort Apolda / Station Feuerlöschgerätewerk (Eiermannbau)

Tipp 1 - Ehemalige Glockengießerei

Die Heimat des dicken Pitter

Der erste Glockengießer der Stadt, Johann Christoph Rose (1686–1749), siedelte sich 1722 an, nachdem er zuvor in Oßmanstedt die Glockengießerei betrieb. Nach seinem Tod übernahm sein Bruder die Werkstatt in der damaligen Gießereistraße. Von ihm ging sie auf die Glockengießerfamilie Ulrich über, die sie bis 1902 betrieb. Johann Friedrich Jacob Heinrich Ulrich und sein Sohn Heinrich Richard Karl Ulrich (1876–1924) waren die letzten Inhaber. Acht Jahre nach ihrem Konkurs gründete der Sohn wieder eine Glockengießerei, dieses Mal unter dem Namen „Gebr. Ulrich“. Hier, in der Katharinenstraße, wurde 1923 die wohl bekannteste Glocke aus Apolda gegossen: der dicke Pitter, wie die große Petersglocke des Kölner Doms auch scherzhaft heißt. Berechtigterweise, wiegt die Glocke doch 25 Tonnen und hat einen Durchmesser von 3,25 Metern bei einer Höhe von 3,35 Metern.

Aus dem Schoß des Ulrichschen Familienbetriebes entsprang eine weitere namhafte Glockengießerei: Schon 1826 machte sich Karl Ulrich mit eigener Werkstatt in der Bernhardstraße selbstständig. 1878 gelangte sie in den Besitz von Franz Schilling, seine Söhne führten den Betrieb unter der Firmung Franz Schilling Söhne fort. Dieser durfte sich Hofglockengießerei nennen und produzierte solch berühmte Geläute wie die fünf Glocken für die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin (1895), die fünf Glocken der Dresdner Kreuzkirche oder die vier Glocken für die Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg in Jerusalem. Das Jahr 1986 bedeutete das Aus für die Glockengießerei in Apolda. Übrig geblieben ist das kleine, aber feine Glockenmuseum. Es erzählt von der kulturhistorischen Bedeutung erster Glocken über die Entwicklung des Berufsstandes bis hin zu der Geschichte der Apoldaer Glockengießereien und der richtigen Läut- wie auch Gusstechnik. Viel Wissenswertes über die berühmtesten Glocken der Welt, natürlich aus Apolda, gibt’s obendrauf.

 

Das Glockenmuseum befindet sich in der Bahnhofstraße 41 in Apolda.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr.

www.glockenmuseum-apolda.de

 

 

Die Glockengießerei war ein wichtiger Wirtschaftszweig in Apolda.
Die Glockengießerei war ein wichtiger Wirtschaftszweig in Apolda.
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