Standort Eisenach / Station Eisenacher Brauerei
1283 erhielt Eisenach nachweislich Brauprivilegien. Das Braurecht war an bestimmte Brauhöfe gebunden, noch im 18. Jahrhundert zählte man davon in Eisenach 244. Die Brauerschaft baute 1826 einen gemeinsamen Felsenkeller für die Bierlagerung in den heutigen Pflugensberg. Auf dem Areal der Eisenacher Karthäuserstraße kamen 1839 ein Malzhaus und weitere gemeinsame Brauereigebäude dazu. 1874 schlossen sich die Eisenacher Brauhöfer fest zusammen und gründeten einen Brauverein. Ihre Brauerei in der Karthäuserstraße hieß von nun an Vereinsbrauerei Eisenach. Schon 1886 wandelte die Brauerschaft die Firma in die „Aktien-Brauerei Eisenach“ um.
Daneben gab es in Eisenach noch zwei weitere Brauereien, die 1872/73 gegründete Petersberger Brauerei und die seit 1611 bestehende Schlossbrauerei, die bis 1839 im Eigentum der herzoglichen Kammer war und danach an eine Bürgervereinigung verkauft wurde. Die beiden bildeten später die Vereinigten Brauereien Petersberger und Schlossbrauerei AG. 1920 wurden sie von der Eisenacher Aktienbrauerei geschluckt.
In der Karthäuserstraße (Wartburgallee) erfolgte letztlich die gesamte Bierproduktion.
Der Brauereikomplex an der Wartburgallee entstand zwischen etwa 1825 und 1914. Die letzte große Baumaßnahme stellte der Neubau einer Lagerhalle am südlichen Hofende 1993/94 dar. Älteste Gebäude sind der Eiskeller von 1828 und die Mälzerei, ein dreistöckiger Bau in Sichtfachwerk (vor 1850). Die übrigen um den Hof gruppierten Häuser entstanden als Massivbauten in Ziegelbauweise, teilweise durch gemauerte Gesimse, vorgeblendete Lisenen oder Giebelverzierungen im Rundbogenstil maßvoll gegliedert.
Herzstück der Brauerei ist das 1908 errichtete Sudhaus, das in seiner zentralen Stellung im Betriebsablauf durch ein großes, fast gebäudehohes Rundbogenfenster zur Wartburgallee und ein kuppelähnliches Schieferdach hervorgehoben ist. Im Sudhaus hat sich die Ausstattung (z.B. das Viergeräte-Sudwerk der Firma Schaefer & Langen aus Crefeld) und die brautechnologisch bedingte Teilung des Raumes in zwei Ebenen mit Treppenabgang und Geländer genauso wie die Verkleidung der Wände mit den Prägefliesen von Villeroy und Boch erhalten.
Die der Würzeherstellung vorangehende Schrotproduktion erfolgte zuletzt über eine Sechswalzenschrotmühle des Typs Excelsior MB 62 der Firma VEB Nagema Mühlenbau Dresden aus dem Jahre 1953. Diese Mühle ist voll funktionstüchtig. Die vorgelagerte Malzputze (selten erhalten in Deutschland) stammt auch aus dieser Zeit und kann noch betrieben werden. Erwähnenswert ist weiterhin die einsatzfähige Vakuum-Transporteinrichtung für Malz.
Das Eisenacher Bier hat eine bewegte Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen hinter sich. Nach 1945 erfolgte die Enteignung und Überführung in Volkseigentum. Der gesamte Betrieb ging 1969 in das Getränkekombinat Erfurt über, wo man sozusagen in Arbeitsteilung ganz Thüringen mit Bier, aber auch mit alkoholfreien Getränken zu versorgen hatte.
Die Eisenacher Brauerei selbst stieß schon in den Fünfzigerjahren an ihre Kapazitätsgrenzen, doch neue Technik gab es selten. Die Folge: In den 1970er/1980er-Jahren hatte die Eisenacher Brauerei erheblich mit Qualitätsproblemen zu kämpfen. Besonders die zu geringe Dampferzeugung im völlig überalterten Heizhaus machte zu schaffen.
Nach der Wende hatte auch die Brauerei Eisenach Schwierigkeiten. Von 1989 zu 1991 sank der Absatz auf nur 15 Prozent! Mit deutlich besserer Qualität konnten nach und nach Marktanteile zurück gewonnen werden. Das kostete große Anstrengungen und große Opfer. Die meisten der einst 263 Mitarbeiter mussten gehen. Doch der Erfolg war nicht von Dauer. Nach mehrfachem Besitzerwechsel kam schließlich das endgültige Aus für die Brauerei. Eisenacher Bier gibt es aber noch: Es wird nach Eisenacher Rezeptur in Einsiedel und Apolda gebraut. Heute macht die ehemalige Aktienbrauerei Eisenach mit Mälzerei, Sudhaus und Bergkeller vor allem als Kulturdenkmal ersten Ranges von sich reden. Das alte Denkmalensemble ist Anlaufpunkt für Freunde des kühlen Blonden Eisenacher Art sowie ein echter Anziehungspunkt für Touristen. Höhepunkte bilden das Brauereifest im Sommer und das Schwarzbierfest im Herbst.
Wartburg Brauerei Eisenach GmbH Wartburgallee 25a, 99817 EisenachTel.: 03691 238011Fax: 03691 238012