Standort Erfurt / Station "Malzwolff" - Erfurter Braumalz ging in die halbe Welt

Tipp 2 - Lampenfabrik Stübgen

Mitten in Erfurt wurde ein architektonisch bedeutendes Industriegebäude zum Wohnhaus umgebaut

Ein modernes großes Wohnhaus inmitten von Erfurt. Frisch saniert, voll vermietet und mit Balkons nach hinten - kaum einer sieht, dass es sich um eine einstige Lampenfabrik handelt. Erfurt war vor rund 150 Jahren ein Lampen-Zentrum Deutschlands. 1873 wies das Adressbuch fünf Fabriken mit knapp 2000 Beschäftigten aus. Die ersten in der heutigen Thüringer Landeshauptstadt produzierten Lampen waren die noch Mitte des 19. Jahrhunderts gebräuchlichen Öllampen. Auch Laternen verschiedenster Ausführungen zählten lange zum Produktionsprogramm. Später kamen Gas- und dann Petroleumlampen hinzu.
Bald setzte die industrielle Herstellung ein. Verschiedene Teile wie Brenner und Glaszylinder wurden standardisiert. Hier hatten auch die Erfurter Firmen ihren Anteil, die damals einen Aufschwung sondergleichen erlebten und ihre Produkte in viele Länder exportierten. Dann kamen die 1920er Jahre. 1924 lag das Inlandsgeschäft völlig am Boden, nur das Ausland kaufte ein und sorgte für Beschäftigung in den Lampenfabriken. Irgendwie verschliefen die Erfurter Firmen die Umstellung auf Glühlampen und hielten zu lange an ihren Petroleumlampen und Laternen fest. Das sollte sich bitter rächen. Inzwischen nämlich hatten sich die erfolgsverwöhnten Thüringer Hersteller mit einer neuen Konkurrenz auseinanderzusetzen. Die kam aus dem Erzgebirge und drückte die Preise auf ein Niveau, dass den Erfurtern die Puste ausging. In der Folgezeit schlossen die Lampenfabriken nacheinander, 1938 ging das Licht in der vorletzten aus. Übrig blieb - und das bis zum Ende der DDR - nur eine Firma: Kloepfel & Sohn. Sie wurde 1972 zum VEB Leuchtenbau Erfurt. Von der europaweit führenden Erfurter Lampenindustrie aber war 1989 nicht mehr viel übrig.
Die heute als Wohnhaus genutzte Lampenfabrik von Friedrich August Stübgen in der Erfurter Thälmannstraße wurde 1844 gegründet. Gebaut wurde sie nach Entwürfen des Architekten Max Brockert, der den Fabrikbau als kompakte, viergeschossige und streng gegliederte Eckbebauung errichten ließ. Ein Teil wurde zwischenzeitlich abgerissen. Was noch von der alten Substanz steht, bringt Experten ins Schwärmen. Das Gebäude sei eines der bedeutenden Sachzeugnisse der Erfurter Stadt- und Industriegeschichte sowie der Industriearchitektur um 1900, loben Denkmalschützer.

 

Das in ein Wohnhaus umgebaute Gebäude der Lampenfabrik steht
nahe dem Erfurter Bahnhof in der Thälmannstraße.
Lampenfabrik
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