Standort Singen / Station Brauerei Schmitt

Tipp 1 - Dorfschmiede Oberliebringen

Hufeisen aus dem Schmiedefeuer

In Zeiten, da die kräftigen Vierbeiner so gut wie das einzige Transportmittel waren oder auf dem Acker zu arbeiten hatten, da mussten sie beschlagen werden. Das übernahmen meist die Dorfschmiede. Das waren kräftige Kerle, die sich nicht davor scheuen durften, den Pferden die neuen Hufe aus Eisen vor Ort zu verpassen. Die stellte er am Schmiedefeuer gleich selber her wie die Hufnägel, die er dazu brauchte. Doch richtige Dorfschmiede konnten noch viel mehr. Sie reparierten gebrochene Wagenräder, Federn und Pflüge. Sie waren zu allen Zeiten wahre Meister im Improvisieren. Das reichte bis in DDR-Zeiten hinein, wo es am Material oftmals mangelte. Da konnte es schon mal passieren, dass ein kaputter Trabi-Auspuff vom Schmied per Hand nachgebaut wurde. Diese Zeiten sind ebenso vorbei wie jene der historischen Dorfschmieden selbst. Sie verschwanden mit den Jahren. Doch eine davon ist heute noch im kleinen Ort Großliebringen zwischen Rudolstadt und Stadtilm zu bestaunen. Sie wurde 1879 vom Großvater des Eigentümers Edgar Kämpf erbaut und ist mit allen damals angeschafften Maschinen, Anlagen und Werkzeugen noch heute voll funktionstüchtig. Die kleine Schmiede zählt heute zu den vielen Mini-Museen in Thüringen, die nur bei Bedarf oder zu Veranstaltungen geöffnet werden. Auch die Architektur war es wert, die Schmiede in die Reihe der interessantesten Thüringer Industriedenkmäler einzuordnen. Der Westteil des eingeschossigen Gebäudes besteht aus Fachwerk auf einem Bruchsteinsockel mit einer nach Norden gerichteten Torfahrt. Der östliche Gebäudeteil ist aus massivem Bruchstein erbaut, sein Kniestock ist in Fachwerk mit Backstein-Ausfachung gehalten.

Das gesamte Gebäude ist mit einem Satteldach bedeckt. Typisch sind auch die segmentbogenartigen sechsteiligen Fenster. Ebenso im Urzustand erhalten ist der Holzfußboden im Schmiederaum. Das ehemalige, an die Schmiede angrenzende Lagergebäude wurde nach der Wende mit EU- und Landesfördermitteln zu Vereinsräumen des Heimat- und Naturfreundevereins Deube ausgebaut. Die Orts- und Bilderchronik Großliebringens sind ebenso zu besichtigen, wie das traditionelle Spinnhandwerk.

Das wichtigste aber: Noch heute kann man die Schmiede in voller Aktion erleben.

 

Dorfschmiede Großliebringen
Teichecke 2, 
99326 Ilmtal / OT Großliebringen
 
Ansprechpartner: Edgar Kämpf
                                     Tel.: 03629  4839
 
Besichtigung nach Vereinbarung.

 

 

 

Außenansicht der historischen Schmiede.
Außenansicht der historischen Schmiede.
Schmied Edgar Kämpf in seinem Element.
Schmied Edgar Kämpf in seinem Element.
Historische Maschine
Historische Maschine
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