Tipp 1 - Kali-Verwaltung
Eine der schönsten Thüringer Wendeltreppen.
Thüringen war einst ein Kali-Land. In zehn Gruben, die fast über das ganze Land verteilt waren, wurde das weiße Gold bis in die Wendezeiten hinein gefördert, um vor allem als Düngemittel in der Landwirtschaft eingesetzt oder exportiert zu werden. Kalischächte gab es beispielsweise in Bischofferode ebenso wie in Bleicherode oder Sondershausen, wo auch der Sitz des Kombinates Kali war. In Erfurt aber gab und gibt es einen Gebäudekomplex, der noch heute vom Volksmund Kali-Haus genannt wird. Es war der Sitz der Vereinigung volkseigener Betriebe Kali (VVB) und wurde 1955 in der heutigen Arnstädter Str. 28 gebaut.
Entstanden ist es 1956 als Verwaltungsgebäude im Stil der sozialistischen Moderne. Von außen eher unscheinbar, hat der Bau in seinem Inneren doch einige architektonische Besonderheiten vorzuweisen, die ihn aus Sicht der Denkmalschützer interessant und erhaltenswert machen. Der Baukomplex besteht aus zwei Teilen: Ein 5-geschossiger Bauteil A umfasst eine Großküche, Speisesaal, Konferenz- und Sitzungszimmer. Im Gebäudeteil B wiederum befinden sich vor allem Büros, die heute noch genutzt werden. Hier sitzt auch das Thüringer Wirtschaftsarchiv mit seinen historischen Beständen. Beim Bau in den Fünfzigerjahren wurden erste industriell gefertigte Normbauteile eingesetzt und mit handwerklicher Arbeit kombiniert. Interessant: In unmittelbarer Nähe befindet sich das erste Erfurter Hochhaus überhaupt, das heute zum Landtag gehört und damals ebenso aus industriellen Teilen gebaut wurde.
Im Innern des Kaligebäudes besticht vor allem eine Wendeltreppe mit ihrem für die 50er-Jahre ungewöhnlichen Aufwand in der Innenausstattung. Hier gibt es ein Wandbild in der obersten Etage, wunderbare Treppengestaltung mit Leuchtern an der Decke sowie farbig gestaltete hohe Glasfenster.
Arnstädter Straße 28,99096 Erfurt Das Haus ist an Werktagen geöffnet.
