Tipp 1 - Erinnerungsort Topf & Söhne
Die Frage nach den Mittätern
Stets gern für Sie beschäftigt. . . So steht es in meterhohen Lettern an einem Erfurter Haus. Der vermeintliche Werbespruch symbolisiert eines der schwärzesten Kapitel in der Geschichte der Stadt. Mit diesem Satz bestätigte die Firma Topf & Söhne der Waffen-SS den Bau von Krematorien in Auschwitz. Seit 2011 befindet sich im ehemaligen Firmengebäude ein Erinnerungsort. Ausstellungen und Veranstaltungen widmen sich nicht bloß der Frage, wer die Mittäter und Mitwisser am Massenmord in den KZ waren. Die Gedenkstätte wirft zugleich die Frage nach der Verantwortung des Einzelnen auf.
Die Biografie der Firma Topf & Söhne reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. 1878 gründete Johann Andreas Topf sein Geschäft zur Herstellung von Feuerungsanlagen für Brauereien. Schon bald produzierte er auch Heizungsanlagen und expandierte. Unter der Firmung J.A. Topf & Söhne siedelte die Fabrik 1889 auf das Daberstedter Feld, den heutigen Standort, um. Mit den Jahren weitete sich das Produktionsangebot aus: Malzdarren, ganze Mälzereianlagen, Dampfkessel, Schornsteine, ja sogar Technik zur Müllverbrennung wurden ins Sortiment aufgenommen. Ab 1914 kamen Krematoriumsöfen hinzu.
Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 setzte Topf & Söhne mehrere Großaufträge zur Errichtung von Getreidespeichern und Silos im Rahmen des Reichsspeicherprogramms um. Das eigentliche Vergehen der Firma ist jedoch auf seine (Geschäfts-)Beziehungen zur SS zurückzuführen: Für die Lager in Auschwitz, Auschwitz-Birkenau, Buchenwald, Dachau, Gusen, Mauthausen und Mogilew lieferte Topf & Söhne Krematoriumsöfen. Auch Be- und Entlüftungsanlagen für Gaskammern bauten die Erfurter. Zahlreiche Unterlagen dokumentieren das Engagement der Inhaber und der Ingenieure in ihrer Geschäftsbeziehung zur SS, ebenso wie ihr Streben um die Monopolstellung. In Erfurt wurde bewusst ein entscheidender Teil der technischen Anlagen des industriellen Massenmordes in den Konzentrationslagern der Nazis erdacht, geplant, weiterentwickelt und hergestellt. Die erhaltenen Betriebsgebäude im Erfurter Sorbenweg sind die baulichen Zeugnisse dieser Geschichte.
Das Verwaltungsgebäude, welches mit seiner 1939 entstandenen architektonischen Gestalt das Selbstverständnis der Firma und ihrer Inhaber im Nationalsozialismus repräsentiert, ist heute ein Erinnerungsort.
Der Erinnerungsort befindet sich im Sorbenweg 7 in Erfurt,
unmittelbar an der B7 in Richtung Weimar.
Im ehemaligen Firmengebäude wird die Dauerausstellung „Techniker der Endlösung“ gezeigt.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr.