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Tipp 2 - Nudelfabrik

Die erste Nudelfabrik Deutschlands

In Erfurt befindet sich die älteste Nudelfabrikation Deutschlands, seit immerhin 1793. Der heutige Standort in der Eugen-Richter-Straße, in einem Gewerbeareal der Stadt, ist allerdings neu. Bis 1996 produzierte das Unternehmen seine Nudeln in der Liebknechtstraße. Dort befand sich ab 1884 die Nudelfabrik von Ferdinand North samt Fabrikantenvilla. Zu diesem Zeitpunkt betrieb die Familie North bereits knapp 25 Jahre einen Handel mit Landprodukten und eben eine Nudelfabrikation. Beides ging auf die seit 1722 betriebene Firma der Familie Belling in der Johannesstraße 133 zurück, welche schon 1793 erstmals Nudeln herstellte. Im Jahr 1860 hatte Ferdinand North den Betrieb übernommen. North wollte mehr aus der Nudel machen und investierte schon bald in die technische Ausstattung, die Rezeptur und die Zutaten. Die Erfolge überzeugten schließlich auch die zurückhaltenden Verbraucher in der eigenen Region. Die Abneigung gegen die Fabriknudeln verflog zusehends. Dabei half 1883 eine besondere Nudel-Kreation: die Hausmacher Eierschnittnudel. Eine geschnittene Eiernudel, wie sie selbst die Hausfrau nicht viel besser machen konnte. Der Bedarf wuchs und machte so den Fabrikneubau in der Krämpferflur (heute Liebknechtstraße) notwendig. Die Betriebs- und Wohnstätten reichten bis zur Stauffenbergallee. Mehrmals mussten aufgrund der steigenden Nudelproduktion die Gebäude in den folgenden Jahrzehnten umgebaut und erweitert werden, auch die maschinelle Ausstattung wurde nicht vergessen.

Damals fast eine Sensation: Um die gute Qualität zu sichern, unterwarf sich der gesamte Geschäftsbetrieb einer fortlaufenden freiwilligen Kontrolle durch ein Institut für Nahrungsmitteluntersuchungen. Man arbeitete streng unter der Losung: Die gute Nudel nur gedeiht, wo Ordnung herrscht und Sauberkeit! 1896 übernahm Georg North das väterliche Unternehmen. Nach seinem Tod 1924 ging die Geschäftsleitung an die Söhne über. Zu dieser Zeit waren 150 Arbeiter beschäftigt. Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde die traditionsreiche Nudelfabrik enteignet und dem Verband der Konsumgenossenschaften unterstellt, später dem Konsum Süß- und Dauerbackwarenkombinat Markkleeberg. 1950 hieß das Werk lapidar Konsum Teigwarenfabrik. Während jahrzehntelang die North-Nudeln mit einem Huhn als Warenzeichen vermarktet wurden, trat bald an dessen Stelle ein neuer Markenname: Koste. Die Spirelli waren damals eine Spezialität aus Erfurt. 1988 erreichte die Erfurter Teigwarenfabrik mit 70 Mitarbeitern einen täglichen Produktionsausstoß von 17,5 Tonnen Nudeln und zwar in elf verschiedenen Sorten. 1990 hatte die Teigwarenfabrik einen gelungenen Start in die Marktwirtschaft. 27 Jahre später rollen die Transporter mit Erfurter Nudeln weit über die Thüringer Landesgrenzen hinaus. Der Komplex aus Produktionsgebäuden und direkt anschließendem Wohnhaus in der Liebknechtstraße ist nahezu vollständig erhalten und nur unwesentlich verändert. Heute einfarbig überstrichen, besaß die Hauptfassade des Objektes durchaus schmückende Elemente, gleichfalls das 1885 in spätklassizistischen Formen als zweigeschossiger Putzbau über rechteckigem Grundriss errichtete Wohnhaus. Dessen Einfriedung ist sogar noch original.

 

Das einstige Firmengelände befindet sich zwischen Stauffenbergallee und Liebknechtstraße in Erfurt. In der alten Fabrikhalle verkauft ein Discounter seine Waren. Die Villa North wird als Geschäfts- und Wohnhaus genutzt. Gelegentlich finden hier auch Veranstaltungen statt.

www.erfurter-teigwaren.de

Rechnung
Rechnung
Fassade
Fassade
Verkaufsbestätigung
Verkaufsbestätigung
Nudelfabrik
Nudelfabrik
Teigwarenfabrik heute
Teigwarenfabrik heute
Musterkarte
Musterkarte
North-Villa
North-Villa
Gedenkstein
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